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Der „Ikea-Katalog“ im Labor

1978 gegründet, hat sich Reichelt Chemietechnik vom Produktionsunternehmen zur Vertriebsgesellschaft gewandelt. Ein Gespräch mit Dr. Peter Reichelt über die Gründe und die Erfolge als „Unternehmer des Jahres“.

LABORPRAXIS: Herr Dr. Reichelt, seit mehr als 40 Jahren sind Sie mit Ihrem Unternehmen für so unterschiedliche Branchen wie den Maschinenbau, die Automobilindustrie oder die Chemietechnik tätig. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Dr. Peter Reichelt: Ja, es ist schon eine lange Zeit, am 1. September 1978 habe ich unser Unternehmen in Heidelberg gegründet. Zunächst war unser Zielmarkt die Biochemie und die Biotechnologie, mit dem Schwerpunkt Flüssig-Chromatographie. Unser Programm war dementsprechend ausgelegt. Seinerzeit produzierten wir noch selbst Geräte, wie UV-Detektoren, Fraktionensammler, Mehrwegeventile und Schlauchpumpen. Unser Ziel war es, Wachstum zu generieren und das war nur möglich, indem wir unser Produktportfolio breit aufstellten. Wir etablierten die Wortmarken wie Thomafluid, Thomaplast oder Thomapor, hinter denen sich ein jeweils zielgruppenbezogenes Programm verbirgt. Mit dieser Unternehmensentscheidung erreichten wir neue Märkte, wie die Chemietechnik, die Prozesstechnik, die Pharmatechnik, die Lebensmitteltechnik sowie Mitarbeiter in der Konstruktion oder im Maschinenbau.

LABORPRAXIS: Bekannt ist ihr Unternehmen aber sicher durch die verschiedenen Handbücher geworden, die Sie seit mehreren Jahrzehnten vertreiben?

Dr. Reichelt: Unsere Handbücher sind sicher ein großer Erfolgsgarant. Heute präsentieren wir in zehn unterschiedlichen Handbüchern die einzelnen Programmsegmente und stellen auf diesem Wege 80 000 Artikel vor, von denen wir ca. 70% permanent an Lager halten. Unser Ziel ist es, „just in time“ zu liefern. Die Vertriebsidee ist „Vertrieb der kleinen Quantität“ und dies bei höchster Lieferbereitschaft. Um erfolgreich zu sein, reicht ein gutes Produkt bzw. ein gutes Programm nicht aus. Das Unternehmen muss am Markt sichtbar werden und dies permanent. Nur dann, wenn sich „Sichtbarkeit“ organisieren lässt, der Kunde immer wieder auf das Unternehmen und sein Programm hingewiesen wird, wird sich die Marktpräsenz des Unternehmens nachhaltig verfestigen. Unsere Marktpräsenz und somit „Sichtbarkeit“ organisieren wir, indem wir pro Jahr 3,2 Mio. Handbücher verlegen und diese durch Beilage in namhaften Fachzeitschriften zielorientiert verteilen.

LABORPRAXIS: Aber mittlerweile ist der Vertrieb von gedruckten Handbüchern ja nur ein Baustein Ihrer Strategie.

Dr. Reichelt: Ja, ein neues Instrument ist unser „Online-Magazin für Labor-, Pharma- und Chemietechnik". Auf diesem Portal veröffentlichen wir monatlich vier neutrale Fachbeiträge zu Themen der Labor-, Chemie-, Pharma- und Prozesstechnik. Die Klickraten bestätigen die Richtigkeit unserer Entscheidung, einen derartigen Blog zu gründen, zumal durch diese Präsentation das Ranking unserer Webseite bei Google überaus nachhaltig ist. Dies bestätigt sich durch die Besucherzahlen. Wir haben die Visits innerhalb von elf Monaten von einer fünfstelligen Besucherzahl verdreifachen können. Ein Erfolg, den wir einerseits auf unsere SEO-Maßnahmen zurückführen und andererseits auch auf die Breitenwirkung unseres Blogs, wobei die Qualität der Fachbeiträge ein ausschlaggebender Faktor ist. Bislang haben wir in erster Linie auf die Printwerbung gesetzt. Wir haben aber gelernt, dass eine gute Webpräsenz nicht nur eine Ergänzung darstellt, sondern einen interessanten Zusatzmarkt bietet. Das Printmarketing und damit die Fachzeitschriften werden immer ihre Berechtigung behalten. Sie werden nicht verschwinden. Doch sie werden sich, je nach Verlag, in ihrer Erscheinungsfrequenz zugunsten des Webmarketings verändern. Unsere Kunden werden somit nicht nur durch unsere Handbücher als Werbeträger informiert, sondern neben unserem Blog auch über Newsletter, die wir aktiv verbreiten und natürlich auch über unsere eigene Homepage veröffentlichen. Ein ausgewogener Marketingmix ist somit das Konzept der Zukunft, wobei jedes Unternehmen produktspezifische Aktionen besetzen wird. Denn dass Investitionsgüter anders vermarktet werden müssen als Verbrauchsgüter, liegt auf der Hand.

LABORPRAXIS: Mehr als 80.000 Produkte befinden sich derzeit in Ihrem Portfolio. Wie behält man bei dieser Vielfalt den Überblick?

Dr. Reichelt: Ja, unser Produkt-Portfolio ist nicht klein, es ist jedoch über ein entsprechendes EDV-System handhabbar. Jeder eingehende Auftrag wird sofort verarbeitet, automatisch bestätigt und sofern der Artikel auf Lager ist, am gleichen Tag ausgeliefert. Da unsere Lagerhaltung dem Kaufverhalten unserer Kunden entsprechend ausgelegt ist, ist unsere Lieferbereitschaft vorbildlich. Natürlich organisiert sich unsere Auftragsabwicklung und unsere Materialwirtschaft nicht von selbst! Hinter all dem stehen engagierte Mitarbeiter, die unsere Programmphilosophie verstehen, sich engagieren und einsetzen und die die tragenden Pfeiler unserer Gesellschaft sind. Wir sind dankbar, dass Mitarbeiter zu unserem Team zählen, die mehr als 30 Jahre zu uns gehören. Wir haben jetzt gerade Gelegenheit gehabt, anlässlich unseres 40-jährigen Firmenbestehens Mitarbeiter zu ehren, die 34 Jahre, 24 Jahre und 20 Jahre bei uns sind. Ihnen wurde die „Reichelt-Ehrennadel“ aus Platin verliehen, die Dankbarkeit und Wertschätzung zum Ausdruck bringen soll.

LABORPRAXIS: Welche Tipps haben Sie als erfolgreicher Firmengründer für junge Start-Up-Unternehmen?

Dr. Reichelt: Jungen Start-Up-Unternehmern kann man nur Mut machen, die Herausforderung der Selbstständigkeit anzunehmen. Selbstständigkeit bedeutet Freiheit im Denken und Handeln und das beflügelt jeden Gründer, der mit einer innovativen Geschäftsidee den Markt erobern will. Voraussetzung für jede Marktaktivität ist jedoch, die Bereitschaft durchzuhalten und den einmal eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen. Geradlinigkeit und das eigene Vertrauen zu seinen Produkten oder seinen Ideen werden vom Markt belohnt, denn Kunden schätzen Prinzipientreue und Verlässlichkeit.

Herr Dr. Reichelt, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Marc Platthaus, Redakteur LaborPraxis (erschienen am 10.12.2018 in LaborPraxis)

Veröffentlichungen
MM Maschinenmarkt: Der „Ikea-Katalog“ im Labor
Konstruktionspraxis: Der „Ikea-Katalog“ im Labor
Process: Der „Ikea-Katalog“ im Labor

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