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40 Jahre Reichelt Chemietechnik

Interview für die GIT Labor-Fachzeitschrift anlässlich des runden Jubiläums

GIT: Herr Reichelt, im Interview für die GIT Labor-Fachzeitschrift anlässlich Ihres letzten runden Jubiläums gaben Sie Einblicke in die strategische Aufstellung der Reichelt Chemietechnik (RCT). Als einen Kernpunkt nannten Sie dabei das Lieferprinzip „Just in Time“, für dessen Erfüllung stets drei Viertel Ihres Gesamtsortiments von zu dieser Zeit 80.000 Artikeln auf Lager gehalten werden. Hat sich an Ihrer grundsätzlichen Aufstellung im Laufe des letzten Jahrzehnts etwas geändert?

P. Reichelt: Der Vertrieb der "kleinen Quantität" ist unser Markenzeichen, verbunden mit höchster Lieferbereitschaft und dem Anspruch "Just in time" zu liefern. Um dies zu sichern, wird täglich neu gerungen, denn bei einem Programm von 80.000 Artikeln und einer Lagerhaltung von ca. 75 % wird unsere Materialwirtschaft in der Logistik vor größte Aufgaben gestellt. Wir arbeiten mit ca. 240 aktiven Vorlieferanten zusammen, die unsere Programmvielfalt sichern und die ganz wesentlich mit zu unserer hohen Lieferbereitschaft beitragen.

GIT: Vor zehn Jahren sahen Sie ein besonders großes Entwicklungspotential Ihres Unternehmens auf den Märkten Osteuropas. Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?

P. Reichelt: Ja, ganz richtig, mit der Firmengründung vor 40 Jahren nahmen wir den Markt in Osteuropa ins Visier. Bis zur Wende waren wir hier sehr erfolgreich, speziell in den Ländern der ehemaligen UdSSR, der DDR, Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Da mit der Perestroika die Märkte Osteuropas zusammenbrachen, verloren wir hohe Marktanteile und damit ein beträchtliches Umsatzpotential.

Dennoch glaubten wir an dieses Marktgebiet, investierten in unsere Printmedien, indem wir sämtliche Handbücher ins Russische, Ungarische, Tschechische wie auch ins Polnische übersetzen ließen, um diese Marketingmittel dann unseren Vertretungen in den einzelnen Ländern zur Verfügung zu stellen.

Ein spezieller Webauftritt in polnischer Sprache sollte diese Maßnahme unterstützen.

Heute stellen wir jedoch nüchtern fest, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben. Eine Präsenz mit einer Vertretung vor Ort ist heute nicht mehr zielführend, vor allen Dingen dann nicht, wenn ein Programm angeboten wird, das für unterschiedlichste Kundengruppen in Frage kommt, wie die Labortechnik, die Chemietechnik, die Pharmatechnik, die Lebensmitteltechnik, der Maschinenbau wie auch die Konstruktionstechnik. Das Fazit lautet somit: Wir sagen dem Markt in Osteuropa nicht "Adieu", haben aber unsere Marketingaktivitäten nach Westeuropa massiv verschoben.

GIT: In welchen Regionen sehen Sie aktuell die besten Perspektiven für Entwicklungen der RCT?

P. Reichelt: Entwicklungspotentiale und damit deutlich positive Umsätze verzeichnen wir in Deutschland, in Österreich, in Frankreich und in der Schweiz. Für das Jahr 2018 konnten wir einen Umsatzzuwachs von 15 % verbuchen. Diese Entwicklung verdanken wir unserem progressiven Marketingkonzept, indem wir pro Jahr 3,2 Millionen Handbücher in 14 Fachzeitschriften beifügen. Hierdurch erreichen wir höchste Sichtbarkeit bei gleichzeitiger Programmpräsentation/Programmpräsenz. Unterstützt wird all dies durch unseren Internetauftritt. Unsere Kunden können über unseren Shop das Gesamtprogramm ordern.

Von Bedeutung ist, dass unser Internetauftritt von entsprechenden SEO-Maßnahmen unterlegt wird. Unser Team in der Marketingkommunikation arbeitet täglich daran unseren Content permanent zu verbessern, um so zu sichern, dass wir von Google optimal gerankt werden. Da sich die Algorithmen bei Google permanent verändern, ist dies eine überaus wichtige, unternehmensstrategische Maßnahme.

GIT: Wir erleben momentan wieder einmal Zeiten politischer Unruhen, von denen die Weltwirtschaft nicht unberührt bleibt. Denken Sie, die Laborbranche im Allgemeinen ist besser gerüstet für etwaige Krisen als vor knapp zehn Jahren?

P. Reichelt: Sie stellen eine politisch-ökonomische Frage, die schwer zu beantworten ist. Ich glaube jedoch, dass die Laborbranche weniger anfällig ist als beispielsweise der Maschinenbau, die Elektrotechnik oder der Anlagenbau; hier kommt jeweils ein hohes Invest in Frage, welches teilweise vorzufinanzieren ist, und was sich in Krisenzeiten als Damoklesschwert erweisen könnte.

Die Laborbranche und die hierzu realisierenden Umsätze bewegen sich in anderen Dimensionen, die wesentlich kleiner sind und somit mit einem erheblich geringeren Risiko behaftet sind. Andererseits haben die Unternehmungen mit Sicherheit aus der Vergangenheit gelernt und halten Krisenszenarien bereit, die Umsatzeinbrüche und damit Risiken abfedern. Unternehmgen sind daher gut beraten Rücklagen zu bilden, die in Krisensituationen für Ausgleich sorgen.

GIT: Das sogenannte „Labor 4.0“ ist seit einiger Zeit in aller Munde. In welcher Form trägt die RCT zu den Bestrebungen der Branche bei, Prozesse zu automatisieren, Geräte und Versuchsaufbauten zu miniaturisieren und Instrumente flexibel miteinander zu verbinden?

P. Reichelt: Das "Labor 4.0" steht im Fokus von Wissenschaft und Technik und findet Schritt für Schritt Eingang in Forschungs- und Betriebslaboratorien. Hier spielen die Digitalisierung und die intelligente Vernetzung der gesamten Arbeitsprozesse in Labor und Betrieb eine unabdingbare Rolle. Gerade in der Labor- und Chemietechnik und hier im Produktions-, aber auch im Entwicklungsbereich bietet 4.0 größte Entwicklungspotentiale, die sich auf die gesamte Wertschöpfungskette beziehen - verlinkte Analysenautomaten mit ihrer Prüffunktion zur Produktionslinie stellen beispielsweise einen Schritt in einem 4.0-System dar.

Kleine Funktionseinheiten, wie Miniatur-Magnetventile, Mini-Schlauchverbinder, verbunden mit Mikro-Schläuchen, Mikro-Dosierpumpen und digitale Durchflussmesser in kleinster Bauweise sind bereits heute Bausteine für das "Labor 4.0."

GIT: Ihr Internetauftritt umfasst nicht nur ein Verzeichnis ihrer Produkte, sondern auch ein Online-Magazin, in dem Themen wie Nachhaltigkeit im Labor, Lebensmittelsicherheit und Materialeigenschaften unterschiedlicher Kunststoffe behandelt werden. Wie kamen Sie auf die Idee, ein solches Fachmagazin anzubieten? Welche Ziele verfolgen Sie damit?

P. Reichelt: Ganz richtig, unser Internetauftritt ist mit einem Blog unterlegt, mit dem wir unser "Online-Magazin für Labor-, Pharma- und Chemietechnik" präsentieren. Wöchentlich erscheinen zwei neutrale Fachaufsätze von Wissenschaftlern und Fachleuten geschrieben, die sich hier zu spezifischen Fragen der Chemie-, Pharma- und Labortechnik äußern. Das Magazin gibt es seit einem Jahr; heute verzeichnen wir bereits monatlich über 9.000 Besuche.

Kurz zum Hintergrund: Natürlich wollen wir uns einerseits als kompetentes Fachunternehmen präsentieren, das qualifizierte sach- und fachkundige Aussagen machen kann, andererseits dient das Magazin dazu unseren Internetauftritt zu unterstützen; genauer gesagt durch einen guten Content auf unserem Blog werden wir durch Google besser bewertet und demzufolge hoher gerankt, was eine beste Platzierung sichert.

Diese Maßnahme beflügelt uns jeden Tag, denn die Visits steigen permanent; so besuchen uns monatlich ca. 38.000 Interessenten. Unser Umsatzzuwachs ist hierdurch begründet.

GIT: Was sind die größten Herausforderungen, vor denen die RCT aktuell steht?

P. Reichelt: Als größte Herausforderung sehe ich die Sicherung des derzeitigen Status Quo an. Wenn wir das heutige Umsatzniveau seriös langfristig halten können, dann haben wir unsere Aufgabe als Unternehmung erfüllt.

GIT: Wenn Sie auf die letzten 40 Jahre zurückblicken, was war die größte Hürde, die Sie als Unternehmer nehmen mussten? Was war Ihr größter Erfolg?

P. Reichelt: Die größte Bewährung, die wir in den letzten 40 Jahren annehmen mussten, war die Transformation, die mit der ökonomischen Wende kam. Wie bereits berichtet, setzten wir mit der Firmengründung auf den osteuropäischen Markt, der zusammenbrach und der uns Umsatzverluste in Höhe von 1,2 Millionen DM bescherte. Dies aufzufangen, war eine Herausforderung, die es zu meistern galt, die wir jedoch durch eine strikte Umstellung unserer Marketingkonzeption innerhalb eines Jahres erreichten.

Und jetzt zu Ihrer Frage zu unseren größten Erfolgen, ja, als Erfolg sehe ich das an, dass wir uns 40 Jahre lang am Markt erfolgreich behaupten konnten und dies auf höchstem Niveau, wobei der Erfolg des Unternehmens in erster Linie darin begründet ist, dass Mitarbeiter zu uns halten, die teilweise mehr als 30 Jahre im Unternehmen tätig sind. Sie sichern die Kontinuität, sie binden das Fachwissen und sind die Botschafter unseres Sortiments gegenüber unserer Kunden.

Die Mitarbeiter unseres Hauses sind die Erfolgsträger unserer Gesellschaft; sie sind es, die der RCT den heutigen Platz in der Laborbranche zugewiesen haben.

Interview: Christina Poggel, Redakteurin GIT Labor-Fachzeitschrift (erschienen am 29.01.2019 in GIT Laborportal)

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