Glossar
SI - Silikon-Kautschuk (Versilic®, THOMASIL-Reichelt Chemietechnik)
Silikon-Kautschuk andere Bezeichnungen: Silicone Rubber; Poly-Dimethylsiloxane Rubber; Silicone; Silikon Kurzbezeichnung: SI (auch SIR) CAS-Nr.: 63394-02-5 |
Wichtige Handelsnamen und Markeneigner BAYSILONE® GE Bayer Silicones |
Geschichtliches Das chemische Element Silizium (Si), das nächst schwerere Homologe des Kohlenstoffs im Periodensystem der Elemente von Mendeleev, wurde 1787 von dem französischen Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1793) entdeckt. Als einer der wesentlichen Bausteine der unbelebten Natur, als unabdingbarer Bestandteil von Gesteinen und von vielen Mineralen, ist Silizium mit einem Anteil von 28,5 % das zweithäufigste chemische Element der festen Erdkruste nach Sauerstoff. Mit ihm hatte sich schon der schwedische Chemiker Jöns Jakob Berzelius (1779 – 1848) intensiv beschäftigt. Seine Forschungsergebnisse blieben jedoch ebenso, wie die seiner Fachgenossen, zu denen die beiden Franzosen Joseph Louis Gay-Lussac (1778 – 1850) und Louis Jacques Thénard (1777-1857) sowie der Schotte Thomas Thomsen (1773 – 1852) zählen, der 1831 für das Halbmetall den Namen Silicon vorschlug, nur von akademischem Interesse. |
Allgemeine Beschreibung Organische Poly-Siloxane, kurz Silikone, stellen eine eigene, kaum noch übersehbare, chemische Stoffklasse dar. Sie reicht in Abhängigkeit von Molekülgröße und Vernetzung sowie Art der Liganden von Silikon-Ölen über Silikon-Elastomere einschließlich Silikon-Kautschuk, bis zu festen Silikon-Harzen.
Jeder der hier mit R bezeichneten Liganden kann sowohl für ein Proton (Wasserstoffatom) als auch für Alkyl- oder Arylgruppen stehen. Unter bestimmten Reaktionsbedingungen, die eingestellt werden können, vernetzten sich Siloxaneinheiten miteinander zu zwei- und dreidimensionalen, elastomeren Makromolekülen, dem Silikon-Kautschuk. |
Verarbeitung und Verwendung Ein wesentlicher Anteil an der Gesamtproduktion von Silikonen entfällt auf die Gewinnung von Silikon-Kautschuk in unterschiedlichen, dem jeweiligen Anwendungszweck angepassten Qualitäten. Daher haben sie vielfältige Einsatzbereiche gefunden, vor allen als chemisch weitgehend inerte Silikon-Schläuche für die Förderung von Flüssigkeiten im chemischen Labor, in der Lebensmittelindustrie sowie in der Bio- und Medizintechnik und in Pharmabereichen, aber auch als thermostabile Elektroisolationen und als elastisches Dichtungsmaterial. Hingegen zeigt Silikon-Kautschuk eine sehr hohe Gaspermeabilität, insbesondere für Kohlendioxid (CO2). Deshalb sind Silikon-Schläuche zur Förderung von Gasen ungeeignet. Sie können jedoch für Begasungen von Flüssigkeiten eingesetzt werden. Hochreiner Silikon-Kautschuk, der absolut frei von niederen Polymeren sein muss, wird schließlich für die Herstellung schönheitschirurgischer und anderer medizinischer Implantate verwendet. |
Chemische Eigenschaften Silikon-Kautschuk ist der Sammelname für eine Vielzahl von Elastomeren auf der Basis von Poly-Organo-Siloxanen. Zu den wichtigsten Siloxan-Grundtypen gehören neben Poly-Dimethyl-Siloxanen (1) auch Poly-Methyl-Phenyl-Siloxane (2) und Poly-Methyl-Vinyl-Siloxane (3).
Die Polymerisation der Monomere läuft in mehreren Schritten ab, wie dieses am nachfolgenden Beispiel von Dimethylsilan verdeutlicht werden soll:
Indem sich dieser Vorgang fortlaufend wiederholt, entstehen kettenförmige Polymere der Länge n +2, bezogen auf die Zahl der Siliziumatome:
Diese linearen Polymere wachsen weiter zu zwei und dreidimensionalen Polymeren, wenn in der Kette freie Hydroxylgruppen als Liganden verfügbar sind. Das wird durch Zusatz entsprechender Silane zum Syntheseansatz, z.B. von Monomethylsilan
erreicht. Der Vorgang wird durch die Kappung der reaktiven OH-Gruppen beendet, in diesem Beispiel durch Methylierung der beiden endständigen OH-Gruppen:
Sofern für bestimmte Silikon-Kautschuk-Produkte die Regulierung der Konsistenz erforderlich ist, finden niedermolekulare Silikone als Weichmacher Anwendung. Durch Zuschlag von feindispersen Silziumdioxid (“Kieselsäure“) wird die Festigkeit und Maßhaltigkeit von Silikon-Kautschuk erhöht. |
Technische Daten | |
Wegen der großen chemisch-technischen Diversität von Silikon-Kautschuk sind konkrete Qualitätsangaben hier nicht möglich. Nachstehende Angaben beziehen sich auf THOMASIL-Produkte von Reichelt-Chemietechnik. Sie sind als Richtwerte zur Orientierung zu betrachten. | |
allgemeine Eigenschaften | |
Farbe | gelblich-transparent, beliebig einfärbbar |
Dichte | 1,19 g / cm3 |
thermische Eigenschaften | |
Einsatztemperaturbereich | |
dauerhaft | -60 bis +230 °C |
kurzzeitig | bis +350 °C |
Versprödungstemperatur | unter -65 °C |
Heißdampfbeständigkeit | bis +140 °C |
Wärmeleitfähigkeit | 0,1 bis 0,3 W / m ∙ K |
elektrische Eigenschaften | |
Durchschlagfestigkeit | ≥ 18 KV / mm (VDE 0303) |
Durchgangswiderstand | 1015 Ohm x cm (VDE 0303) |
Dielektrizitätskonstante (bei 50 Hz) | 3,0 (DIN 53482) |
mechanische Eigenschaften | |
Shore-Härte A | 60° ± 5 |
Reißdehnung | 250 % bis 300 % ( DIN 53504) |
Reißfestigkeit | 5 MPa (DIN 53504) |
Druckverformungsrest | 30 % bei +150 °C / 24 h |
chemische Beständigkeit | |
Alkohole | bedingt beständig |
Ketone | bedingt beständig |
aliphatische Kohlenwasserstoffe | beständig |
aromatische Kohlenwasserstoffe | beständig |
Treibstoffe | beständig |
Säuren | beständig |
Laugen | beständig |
Heißwasser und Wasserdampf | beständig |
UV-Strahlung und Witterung | beständig |
Weiterführende Literatur 1.) A. Stock, C. Somieski, Siliciumwasserstoffe VI.: Chlorierung und Methylierung des Monosilans. In: Chemische Berichte Vol. 52, S. 710 ff [1919] 2.) R. Müller, Über Silicone. In: Chemische Technik, Nr. 1 , S. 7 ff [1950] sowie Chemische Technik Nr. 2, S. 41 ff [1950] 4.) R. Schliebs, J. Ackermann, Chemie und Technologie der Silicone I . In: Chemie in unserer Zeit, Vol. 21 (4), 121 ff [1987], ISSN 1521-3781 5.) J. Ackermann, V. Damrath, Chemie und Technologie der Silicone II . In: Chemie in unserer Zeit, Vol. 23 (3), 86 ff [1989], ISSN 1521-3781 6.) E. R. Rochow, Silicium und Silicone, Springer Verlag [1991], ISBN 978-3-540-52927-9 7.) C. Pop, Herstellung von monodispersen Polydimethylsiloxan-Netzwerken und Charakterisierung der Mikrostruktur und der Permeationseigenschaften, Dissertation Universität Würzburg, Fakultät für Chemie und Pharmazie [2006] |