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Vitamin D und das Corona-Virus

« Aus gegebenem Anlass: Kann Vitamin D das Risiko einer Corona-Infektion mindern? »

Vitamin D ist eine fettlösliche Vitaminart, die für ihre Rolle bei der Regulierung des Kalzium- und Phosphor-Serumspiegels im Blut und damit der Knochenmineralisierung und dem Knochenaufbau bekannt ist [1]. Vitamin D wird sowohl mit der Nahrung aufgenommen als auch durch Sonneneinstrahlung im Körper selbst produziert. Ein Vitamin-D-Mangel bewirkt bei Kindern Rachitis und bei Erwachsenen Osteomalazie, eine schmerzhafte Knochenerweichung. Ob der Mangel auch zur Osteoporose führen kann, der vor allem von älteren Menschen gefürchteten Abnahme der Knochendichte, wird derzeit noch in medizinwissenschaftlichen Studien geprüft [6].

Gesichert ist hingegen, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut ein höheres Risiko zur Folge hat, an einer Infektion der Atemwege zu erkranken, wie zum Beispiel an einer Lungenentzündung oder an der Influenza [4], [10]. Vermutet wird nun auch, dass Vitamin D den Schweregrad der Symptome bei COVID-19 verringern kann, da es entzündungshemmend wirkt [2], [3]. Zusätzliche Gaben würden demzufolge die Behandlung von COVID-19-erkrankten Menschen wirksam unterstützen [2]. Für Gesunde könnte die zusätzliche Aufnahme von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel dann auch bedeuten, vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 besser geschützt zu sein. Aber stimmt das?

Vitamine sind lebensnotwendig

Es gibt fettlösliche und wasserlösliche Vitaminarten. Zu den fettlöslichen Vitaminen gehören Vitamin A, D, E und K, zu den wasserlöslichen Vitaminarten zählen die Vitaminart C und die Gruppe der B-Vitamine. Bei zu geringer Zufuhr von Vitaminen treten Vitaminmangelerscheinungen auf, die der Arzt als Hypovitaminose bezeichnet. Das Gegenteil, der Vitaminüberschuss im Körper, nennt sich Hypervitaminose [7]. Aber woher bekommen wir alle diese lebenswichtigen Vitamine? Die Deckung des Bedarfs an essentiellen Vitaminen erfolgt fast ausschließlich über die Nahrung. Eine ausgewogene Ernährungsweise ist dafür unabdingbar.

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Maskenpflicht im Nahverkehr

Die fettlöslichen Vitamingruppen werden in der Leber und im Fettgewebe gespeichert. Deshalb ist es nicht erforderlich, sie dem Körper täglich zuzuführen. Vitamin D wird zudem durch den UV-B-Anteil des Sonnenlichtes unter der Haut gebildet. Deswegen ist der Aufenthalt im Freien und in der Sonne ein wichtiger Faktor für die ausreichende Vitamin-D-Versorgung des Körpers [6], [7]. Anders verhält es sich bei den wasserlöslichen Vitamingruppen. Sie werden nicht im Körper gespeichert, ausgenommen das Vitamin B12, das in der Leber eingelagert wird. Der Bedarf an wasserlöslichen Vitaminen muss demzufolge täglich über die Ernährung abgedeckt werden [8].

Die Corona-Pandemie

Ende des Jahres 2019 tauchte in mehreren Krankenhäusern der südchinesischen Provinzhauptstadt Wuhan, einer Acht-Millionen-Metropole, die bis dahin unbekannte und als COVID-19 bezeichnete Atemwegserkrankung auf. Die Infektion trat durch eine außergewöhnliche klinische Symptomatik in Erscheinung, um schließlich durch Blutanalysen und Brustkörper-Röntgenaufnahmen als eine durch das Corona-Virus SARS-CoV-2 induzierte, neuartige Form der Lungenentzündung oder Pneumonie diagnostiziert zu werden.

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Produktneuheit aus gegebenem Anlass: Schützen Sie sich mit dem Hygiene-Türgriff von RCT vor Corona-Viren, Bakterien und anderen Mikroorganismen

Das hochinfektiöse Corona-Virus wird über die feuchte Atemluft von Mensch zu Mensch übertragen und hat sich innerhalb von weniger als drei Monaten zu einer Pandemie entwickelt. Die weltweiten Infektionen belaufen sich inzwischen auf über fünf Millionen und mehrere hunderttausend Menschen sind bisher an oder mit der Corona-Krankheit verstorben [12].

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Menschen, die mit Sicherheitsabstand vor einem Supermarkt in Italien Schlange stehen (März 2020)

Als es noch keine Impfung gegen das Corona-Virus gab, waren das bewusste Abstandhalten zu anderen Personen, die Beschränkung der sozialen Kontakte, im schlimmsten Fall sogar eine Quarantäne, das Tragen von Mund-Nasen-Masken und die strikte Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen, wie etwa das häufige Händewaschen, die einzigen Möglichkeiten, sich und andere vor einer Corona-Infektion zu schützen.

Wie wirkt Vitamin D im Abwehrsystem des Körpers?

Vitamin D weist nicht nur entzündungshemmende, sondern auch immunregulatorische Eigenschaften auf [2], [10]. Es spielt daher bei einer korrekten Funktion des Abwehrsystems, des Immunsystems des Körpers gegenüber Ansteckung und Krankheit, eine gewichtige Rolle [11].

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Während Vitamin D die angeborene Immunantwort fördert, hemmt es anderseits die erworbene Immunantwort. Die Vitaminart führt bei der angeborenen Immunantwort zu einer verstärkten Differenzierung der Monozyten und einer gesteigerten phagozytierender Aktivität der Makrophagen. Bei der erworbenen Immunantwort hemmt es die Vermehrung der Lymphozyten [5].

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Die Vitaminart D kann so den Schweregrad der Symptome von Patienten bei COVID-19 vermindern, da es die Ausschüttung von Cathelicidin und Defensin induziert [2], [3]. Beide sind antimikrobielle Peptide, die als Teil der angeborenen Immunantwort in Immunzellen von Wirbeltieren produziert werden. Sie können die Vermehrung von Viren senken und die Konzentration von entzündungsfördernden Zytokinen reduzieren. Letztere sind Botenstoffe, die auch Entzündungen der Schleimhaut der Lunge verursachen und zur Lungenentzündung, der Pneumonie, führen können.

Wie wirkt sich ein zu niedriger Vitamin D-Spiegel im Körper auf die Infektionsanfälligkeit der Atemwege aus?

Das Risiko, an Infektionen des Atemtraktes und einer Entzündung zu erkranken, erhöht sich bei einem zu niedrigen Vitaminwert im Blut deutlich. Sowohl Krankheiten, wie Tuberkulose, Asthma oder die chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD), als auch virale oder bakterielle Infektionen der Atemwege treten bei Vitaminmangel häufiger auf als bei ausreichender Versorgung. Demzufolge kann ein signifikanter Vitaminmangel auch mit einer verringerten Lungenfunktion in Zusammenhang gebracht werden. Daraus lässt sich ableiten, dass der Körper dann auch weniger imstande ist, gegen Infektionen der Atemwege, wie eine COVID-19-Infektion, anzukämpfen [12].

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Das Lincoln-Theater in Worms am Rhein musste wegen der Corona-Pandemie seinen Betrieb vorübergehend einstellen

Das Abwehrsystem des Körpers, sein Immunsystem, wird zweifelsfrei durch die Vitaminart D beeinflusst. Der immuno-regulatorische Effekt dieser Vitaminart trägt mit dazu bei, dass bei Infektionen die angeborene Immunantwort verstärkt wird, während die erworbene Immunantwort gehemmt wird. Vitamin D sollte auch deshalb den Schweregrad der Symptome bei einer COVID-19-Erkrankung mindern können, da es entzündungshemmende Effekte aufweist. Eine Schlussfolgerung daraus wäre, vor allem jetzt in der Corona-Krise für eine möglichst hohe Zufuhr zu sorgen – je mehr, umso besser. Doch hier ist Vorsicht geboten!

Segen und Fluch liegen dicht beieinander

Unter normalen Lebensumständen, bei gesunder Ernährung und Lebensführung, ist eine Unterversorgung kaum zu befürchten. Die Vitaminart D ist in Nahrungsmitteln, wie in Eiern, Fisch, in Vollmilch und Vollmilchprodukten sowie auch in Pilzen, wie Champignons, reichlich vorhanden [6].

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In Ausnahmefällen können zusätzliche Vitamin-D-Gaben aber durchaus zweckvoll sein. Doch müssen hierbei unbedingt Vernunft und Augenmaß walten, denn die Vitamingruppe D greift weitreichend in den Kalziumstoffwechsel ein. Deshalb verbieten sich zusätzliche Einnahmen für Personen mit Nierenschädigungen schon von vornherein.

Aber auch für Gesunde bleiben Überdosierungen keineswegs ohne Nebenwirkungen, weil sie die vermehrte Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung stimulieren. Eine unausweichliche Folge davon sind überhöhte Kalziumwerte im Blut; der Arzt nennt sie Hyperkalzämie, die nicht nur Bildung von Nierensteinen fördert, sondern auch zur Nierenverkalkung, der Nephrokalzinose, und schließlich zu völligem Nierenversagen mit Todesfolge führen kann [3].

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Abgesperrter Spielplatz in Stuttgart (März 2020)

Die Schlussfolgerung kann deshalb nur lauten: Hände weg von allen Selbstmedikationen mit frei verkäuflichen Vitaminpräparaten aus dem Supermarkt – und das nicht nur während der Corona-Zeit, sondern auch danach. Die Behandlung mit Vitamin D gehört in die Hand eines Arztes, allein er kann beurteilen, ob zusätzliche Gaben erforderlich sind.


Quellen:
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6164750/
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32252338
[3] https://www.bbc.com/news/health-52371688
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3543548/
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3543548/
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin_D
[7] https://es.wikipedia.org/wiki/Vitamina
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin
[9] https://www.mdpi.com/1999-4915/12/4/372/htm
[10] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6305614/
[11] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21527855/
[12] https://www.merkur.de/welt/coronavirus-zahlen-usa-deutschland-tote-infizierte-weltweit-covid-19-sterberate-news-zr-13600954.html
[13] https://www.healthline.com/nutrition/vitamin-d-coronavirus#effect-on-immune-health

Bildquellen:

Beitragsbild | © alexanderuhrin – stock.adobe.com
Mann mit Maske | © TeamDf – stock.adobe.com 
Menschen stehen Schlange | © Ian-Art.photography – de.wikipedia.org
Zugang zu Kino in Worms | © Christian Hoffmann, CC BY-SA 4.0, via coronarchiv.geschichte.uni-hamburg.de
Abgesperrter Spielplatz | © Alexander Migl / Alexander-93 – de.wikipedia.org